— 170
liehen, eisernen Gittertoren. Ein woblgcpslegier Laubgang führte nach der Windburg, dem Aussichtspunkte auf einer Anhöbe am Südwestende des Parkes. Behauene Hecken, regelmäßig geschnittene Tarnswände, Formbäume, Gebüfchgruppen und Wasserkünste vollendeten den damals in Deutschland beliebten französischen Parkstil. Den breiten Platz vor dem Schlosse schmückte im Sommer die reiche Orangerie (Gewüchshauspflanzen) des Grasen. Dahinter dehnte sich ein wohlgepflegter Rasengrund mit Prunkbeelen aus. Im Mittelpunkt des Gartens war ein großes Wasserbecken, in welchem sich das Standbild des Herkules erhob. Die Haut des nemei'fchen Löwen über die Schulter gehängt, die Keule zum tödlichen Schlage erhoben und unter dem Fuße die vielköpfige Hydra, aus deren einem Haupte ein starker Wasserstrahl emporstieg, so war der Held in seiner unüberwindlichen Stärke dargestellt. In den Anlagen waren fast alle Götter des Olymps versammelt. Auf hoben Sockeln standen in den Hauptgängen die obersten Gottheiten mit Ausnahme des häßlichen Vulkan. Dann folgten die neun Musen, von denen eine, die in Trümmer ging, durch einen Dudelsackspseiser ersetzt wurde, der jetzt im Ersurter Steigergarten den munteren Klängen der Sommerkonzerte lauscht. Wo ein stiller Winkel war, grüßte auch eine Flora oder Pomona (Göttin des Obstbaues), ein Standbild des Frühlings oder Herbstes. Spbinre lugten durch das Gebüsch, und Flußgötter und Nvmphen spendeten Wasser aus umgestürzten Urnen oder Mnfchelhörnern. Am Ende des Parkes war ein Teich, den fechs Wasserspeier umgaben, und aus dessen Flut ein Schwan aus dem Schnabel Fontänen steigen ließ. Ueber-all rauschte und plätscherte es, und zu all' den Wasserkünsten lieferten die Jchtershäuser Teiche ihren überflüssigen Inhalt.
Luftiges Leben: Aus diesem Landsitz, aus welchem sich der
ruhebedürftige Götter zu erholen gedachte, begann bald ein freudenreiches Leben. Aus der Ferne eilten die alten Freunde ber-bei, und fchöne Frauen erhöhten die Freude. Park und Schloß hallten wieder von dem Jubel der Gäste. Verlockend ertönte der Gesang der französischen Sängerinnen, und die graziösen -länze einer Varbcrina1) entzückten die Festteilnehmer. Und welche Genüsse bot die Gottersche Tasel! Neben den seltensten Speisen wurde eine Riesenpastete aufgetragen, der ein Zwerg entstieg, welcher der gefeiertsten Dame einen kostbaren Strauß überreichte. Schüsseln, gefüllt mit Uhren, Ringen, Ketten und anderen Schmucksachen, wurden ausgetragen, aus denen sich dann jeder ein Andenken an Molsdorf fischte. In großen Champagnergläsern ohne Fuß, die heute noch im Schlosse zu sehen sind, wurde der schäumende Wein geboten und mußte in einem Zuge getrunken werden. Eines Tages, als gerade der Graf nach Gotha zur Tafel geladen war,
!) Berühmte italienische Tänzerin, die auch einige Jahre an der Königl. Over zu Berlin als Prima Ballerina (erste Tänzerin) tätig war.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Windburg Deutschland Molsdorf Gotha Berlin
82. Guido Rem, Aurora. Deckengemlde im Palazzo Rospigliosi, Rom.
Gine letzte groe ideale Schpfung, gleichsam ein Nachklang der I Wagen, nur gelenkt von den Zgeln, die der blonde Gtterjngling
Renaissance, ist die sog. Aurora von Guido Reni, ein Deckengemlde j hlt, umtanzt von dem Reigen der Hren, das Ganze ein berauschender
von gewaltigen Abmessungen. Aus der Schule von Bologna stammend, I Hymnus auf das Licht, das von Apollos Haupt ausstrahlend sich nach
widmete sich Reni in Rom dem Studium Raffaels und der Antike: so | vorn mehr und mehr abtnt bis zu dem dunkeln Violett der Wolken,
gelang ihm der groe Wurf, der seinen Namen unsterblich gemacht hat. I Hier hebt sich gleichsam der Vorhang und enthllt tief unten das blaue
Aurora, die rosenfingerige", schwebt, von mchtig sich aufbauschenden | Meer mit seinen Segeln, die Kste mit ihren Bergen und Burgen, die
^ Gewndern umwallt, mit ermunternder Gebrde rckschauend dem gtt- j der erste Frhschein rtet. So vereinigt der Knstler beides: die mythische
lichen Zuge voran. Ihr folgt, vor Phbus fliehend, Hesperos, der j Auffassung der Antike, die in der Natur persnlich waltende Götter
Abend- und Morgenstern. Der dem Aufgang der Sonne voraufgehende I sieht, und die natrliche Darstellung eines Sonnenaufgangs der einer
Wind weht seinen Haarschopf wie seine Fackel nach vorn. Vier gtt- j heroischen Landschaft. Den klassischen Stil vertauschte Guido spter mit
liehe Rosse ziehen (unter Verzicht auf jede Andeutung von Geschirr) den I dem sentimentalen; berhmt ist sein Christuskopf in der Dresdener Galerie.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
13
Pfahl heraus, machten ihn im Feuer glühend, und Odysseus stieß ihn dank in das große Auge des Riesen. Der Cyklop brüllte fürchterlich, so daß seine Brüder vor seine Höhle kamen und ihn fragten, was ihm fehle. Polyphe-mus rief ihnen zu: „Niemand, Niemand würgt mich, ihr Brüder!" „Nun," entgegneten jene, „wenn dir niemand etwas thut, warum schreist du so?" und giengen fort. — Gegen den Morgen tappte der Riese zu dem Eingang der Höhle, nahm den Stein fort und setzte sich in die Oeffnnng. Odysseus hatte indessen schon immer drei Widder zusammengebunden und einen seiner Freunde unter dem Bauche des mittelsten Thieres befestigt; für sich selbst wählte er den stärksten Bock und hielt sick unter ihm in der langen Wolle fest. Als nun die Herde ans der Höhle gieng, betastete Polyphemus den Rücken der Thiere, damit kein Gefangener entschlüpfen sollte. Zuletzt kam der Widder, der den Odysseus unter sich trug. Der Riese streichelte das Thier und sprach: „Gutes Böckchen, warum bist du heute der letzte? Du trabst doch sonst immer munter voran. Vielleicht betrübt dich das ausgebrannte Auge deines Herrn; ja hättest du Verstand und Sprache, du würdest mir melden, wo der Niemand steckt, damit ich ihm seine That vergelten könnte." Mit diesen Worten ließ er das Thier hinaus. Odysseus befreite nun den Bock von seiner Last und löste dann auch die Freunde ab, die mit ein paar Widdern zu dem Schiffe eilten und fortruderten. Als sie nun eine Strecke vom Ufer entfernt waren, schrie Odysseus dem Cyklopen Spottreden zu. Letzterer, der noch geglaubt hatte, daß die Griechen sich gefangen in der Höhle befänden, wurde sehr zornig, riß ein Felsstück los und schleuderte dasselbe nach dem Schiffe, daß er beinahe die Spitze des Steuers getroffen hätte. Fast hätten die Wellen das Fahrzeug wieder aus Ufer getrieben, doch gelang es den Ruderern zu entkommen. Jetzt rief Odysseus dem Polyphemus nochmals zu: „Höre, Cyklop, wenn dich jemand fragt, wer dein Auge geblendet hat, so sage ihm: es war Odysseus, der Zerstörer Trojas!" Dann fuhren sie zu den übrigen Schiffen zurück.
2. Hierauf gelangte Odysseus zu der Insel des Aeölus, welcher der Gott der Winde war. Dieser nahm ihn freundlich auf und behielt ihn einen Monat bei sich. Bei der Abreise schenkte er ihm einen Schlauch, der mit verschiedenen Winden angefüllt war, und ließ den Westwind wehen, der die Schisse in die Nähe der Heimat führte. Während nun Odysseus schlief, öffneten die Gefährten neugierig den Schlauch und entfesselten so die Winde, daß ein Sturm entstand, der die Schiffe wieder zu der Insel zurückschlug. Aeolus jagte sie aber jetzt erbarmungslos fort.
3. Unter Todesgefahr erreichte Odysseus eine andere Insel. Er bestieg einen Berg und sah von da Rauch aufsteigen. Um zu wissen, wer dort wohne, schickte er mehrere beherzte Männer ab. Diese erblickten bald eintn prachtvollen Palast und hörten einen wunderbar schönen Gesang. In dem Palast aber wohnte eine Zauberin, mit Namen Circe, welche Menschen in Thiere verwandelte. Arglos, von Löwen und Wölfen umschmeichelt, folgten die Griechen der freundlichen Einladung der hinterlistigen Zauberin, und tranken von dem mit Zauberkräutern gemischten Wein. Aber schreck-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
— 9 —
Urteil. Wer durch ein schweres Berbrechen das Recht bricht, kann von der Familie des Verletzten straflos verfolgt werden. Der Verletzte kann entweder durch Bermittelung des Volkes Sühne fordern oder selbst Rache nehmen. Landesverrat, Empörung beim Heere, Mordanschlag gegen den Herzog werden mit dem Tode bestraft.
Von dem wahren Gott wußten die Alemannen nichts; sie hatten viele Götter und Göttinnen, die sie aber nicht in Tempeln verehrten. Wälder und Haine waren die Stätten ihres Gottesdienstes. Hier, im Brausen der Bäume, im Rauschen der Quellen und Bäche, glaubten sie den Himmlischen näher zu sein. Ihre Hauptgottheit war Ziu, später Donar, der Donnergott, von dem ein Wochentag, der Donnerstag, seinen Namen hat. Später trat Wodan, Wnotan mit seiner Gemahlin Freia in den Vordergrund. Wnotan ist der König der Götter und Ahnherr der deutschen Stämme, der Gott der Luft und des Himmels. Von ihm kommen die höchsten Güter und Gaben, Fruchtbarkeit der Felder, Sieg und Ruhm, Schönheit und Glück. Er hat nur ein Auge, die Sonne, einen breiten, niederhängenden Hut, das schattende Gewölk, einen weiten, blauen Mautel, die weite blaue Luft; sein schnaubendes weißes Roß ist der Wind. Zu ihm kommen die Seelen der gefallenen Helden, welche er in seinen himmlischen Königssaal, die Walhalla, als Gäste und Dienstmannen aufnimmt. Mit ihnen, den Helden Walhallas, und den Schicksalsgöttmnen, den Walküren, jagt er in unersättlicher Streitlust durch die Lüfte. Zahlreiche Sagen haben sich im elsässischen Volksglauben von ihm erhalten, ebenso von seiner ebenbürtigen Gemahlin Freia. Nach ihr ist der Freitag genannt. Sie war die oberste Göttin und vereinigte in sich die Eigenschaften aller übrigen Wasser-, Licht- und Erbgöttinnen.
Außer den Göttern gab es eine Menge halbgöttlicher Wesen: Riesen und Zwerge, Elfen, Feen, Nixen u. a., die ebenfalls in den Sagen fortleben. So die bekannte Erzählung vom Riesenspielzeug: In einem Seitenthale der Brensch ragen die Trümmer der Burg Niebeck auf einem hohen Felsen empor. In den Zeiten, ba noch die Riesen auf den Bergen hausten, stieg einst ein Riesenfräulein von der Burg herab in das Thal, wo gerade das Feld bestellt wurde. Verwundert erblickte sie das Bäuerlein mit den Pferden, den Acker pflügend, und dachte: Welch’
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
10
H-
Haufen auf einem Schiff aufgerichtet war, zerspringt bei diesem Anblick der treuen Ge-mahlin das Herz, und sie tritt mit ihrem geliebten Gatten die letzte Fahrt, zur Hel, an.
Sigun ist die Gattin des finsteren Soft und stammt, wie dieser, aus dem Geschlecht der Riesen. Auch von ihr berichtet die Sage einen schnen Zug weiblicher Treue. Als ihr Gemahl wegen seiner Frevel von den Gttern auf einem zackigen Felsen ausgespannt wurde, verlt sie ihn nicht in seiner schmerzvollen Lage. In einer Schale fngt sie den Geifer auf, der von der der ihm aufgehngten Schlange herabtrufelt, und lindert so seine entsetzlichen Schmerzen. Treu hlt sie bei dem gefesselten Gatten aus bis zur Gtter-dmmerung.
Hel, die Tochter Lokis, ist die Gttin der Unterwelt. Ihr dsteres Reich liegt in der Nebelwelt unter der einen Wurzel des Weltbaumes; es wird von einem ungeheuren Flusse umschlungen. Unerbittlich hlt sie alles fest, was einmal ihr finsteres Reich be-treten hat. Wie ihr Reich, erscheint auch sie dunkel und schwarz. Freudlos und traurig schleichen den Seelen, die hierher verbannt sind, die Tage dahin, im Gegensatz zu dem freudvollen Leben der Seelen bei den oberen Gttern.
d. Untergeordnete gttliche Wesen.
Die Nornen sind die Schicksalsgttinnen. Die Rorne der Vergangenheit ifturbh"r die der Gegenwart Verdandi", die der Zukunft Skuld". Sie schaffen den einzelnen Menschen ihr Schicksal und spinnen seinen Lebensfaden von der Geburt bis zum Tode. Die Wohnung der Rorne Urdh ist in einem Brunnen, der unter einer Wurzel des Welt-baumes liegt. Hier kommen die Götter zur Beratung zusammen und sprechen Recht.
Die Walkren sind schne Mdchen mit strahlendem Antlitz, glnzend wie die Sonne. Sie reiten in den Kampf mit Helm, Schild und Panzer bewaffnet. Von den Mhnen ihrer Rosse trufelt der fruchtbare Tau auf Thal und Feld, zuweilen auch der verderbliche Hagel auf Berg und Wald. Sie sind die Begleiterinnen Odins, der sie aus-sendet, die Schlachten zu lenken und den Sieg zu bestimmen. Sie tragen auf ihren gln-zenden Schilden die gefallenen Helden nach Walhall und erwecken sie dort zu neuem, frh-lichem Leben. Bei den Gastmhlern kredenzen sie den Helden den Met.
Die Elben (oder Elsen) scheiden sich in Lichtelben und Schwarzelben. Jene sindkleine, lichte und schne Wesen, leuchtender als die Sonne", die den Menschen gegenber gut und hilfreich sind. Sie stehen im Dienste der Götter und führen das Licht und die Wrme zur Erde. Sie wohnen in der Luft. Die Schwarzelben sind dunkler als Pech", hlich und oft verkrppelt. Gegen die Menschen sind sie belwollend. Sie wohnen in den Tiefen der Erde und hten die Metalle, die sie zu groen Schtzen ansammeln.
Auch die Zwerge wohnen in den Tiefen der Erde und bilden ein Knigreich mit einem Zwergknig an der Spitze. Sie entfalten ihre rhrige Thtigkeit nur während der Nacht, da sie lichtscheu sind. Zuweilen kommen sie auf die Erde, mssen aber zur be-stimmten Zeit ihre dunklen Wohnsitze wieder aufsuchen, da der erste Sonnenstrahl, der sie trifft, sie in Stein verwandelt. Zu ihrem Schutze tragen sie verhllende Nebel- oder Tarnkappen", die ihnen auch gewaltige Strke verleihen. Manchmal entfhren sie Mdchen in ihr Bereich, um sich mit ihnen zu vermhlen. Sie sind die Hter der Erdschtze.
Wassergeister oder Nixen sind schne, liebliche Wesen, die im Wasser wohnen; sie sind jedoch fters durch einen Fischschwanz entstellt. Sie tauchen oft aus der Flut empor, setzen sich ans Ufer und kmmen ihr Haar. Zuweilen suchen sie auch die Gesellschaft der Menschen auf und ergtzen sich am Tanze. Man erkennt sie dann iuohi an dem nassen Zipfel ihrer Schrze. Zur bestimmten Stunde mssen sie in ihr nasses Element zurck-kehren. Wenn sie den Zeitpunkt verfehlt haben, so steigt ein roter Blutstrahl aus der Tiefe empor. Durch ihren verlockenden Gesang ziehen sie oft Menschen in die Tiefe.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
dar; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gott-heit. Den Willen der Götter verkndeten Priester und weise Frauen aus dem Wiehern heiliger Rosse, dem Vogelflug und den Runen (d. h. Zeichen, die man in Stbchen von Baumzweigen eingeritzt hatte). Tempel und Gtterbilder hatten die Deutschen nicht; die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebuden von Menschenhnden wohnen zu knnen oder in menschlicher Ge-statt abgebildet zu werden. An ein zuknftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Todesfurcht. Wurden doch die im Kampfe gefallenen Helden von den Wal kren, den Schildjung-frauen Wuotans, nach der Himmelsburg Walhal l emporgetragen, wo sie alles in Flle fanden, was sie auf Erden beglckte: unaufhrliche Helden-kmpfe, frhliche Jagden, festliche Schmausereien. Die Feigen und die Gott-losen dagegen waren von Walhalls Freuden ausgeschlossen; sie kamen in das schaurige unterirdische Reich der Hel (die Hlle) und muten dort in ewiger Finsternis schmachten.
3. Nordische Mythologie.")
Bei der Drftigkeit der Nachrichten, die sich hinsichtlich der religisen Vorstellungen der alten Germanen in Deutschland erhalten haben, sind wir um so mehr auf die Mytho-logie der nordischen Germanen in Skandinavien angewiesen. Diese ist erhalten in der Edda, einer Sammlung alter Götter- und Heldenlieder (die ltere ca. 1100 auf Island geschrieben). Freilich ist fraglich, inwieweit die Mythologie der Germanen in Deutsch-land mit der der stammverwandten Skandinavier bereinstimmte.
a. Die Entstehung der Welt.
Entstehung der Riesen: Im Uranfang war ein der, leerer Raum. An seinem nrdlichen Ende lag Niflheim" (Nebelheim), ein dunkles, kaltes Reich; am andern Ende Muspelheim" (Welt der Feuerbewohner), hell und licht. In Niflheim lag ein Brunnen, aus dem zwlf Strme kamen, welche die ghnende Kluft ausfllten. Als die zwlf Strme soweit von der Quelle entfernt waren, da die warmen Dnste sich verflchtigt hatten, erstarrten sie zu Eis. Auf dieses Eis fielen Funken aus Muspelheim, und es be-gann zu schmelzen. Die Tropfen belebten sich, und es entstand ein gewaltiger Mann, der Riese Amir, der Stammvater des Geschlechtes der Reifriesen.
Entstehung der Götter: Durch die warmen Dnste, die von Muspelheim her-berkamen, schmolz das Eis immer mehr, und aus den Tropfen entstand die Kuh Aud-humbla" (dieschatzfeuchte, d.h. die von Reichtum berquellende). Sie ernhrte sich damit, da sie die salzigen Eissteine beleckte. Dabei leckte sie einen sehr schnen, groen und starken Mann blo, Buri". Von diesem stammten die weltbeherrschenden Afen (Götter), die aber erst spter zur Weltherrschaft gelangten; es waren die drei Götter: Odin, Loki und Hnir. Diese drei Asen tteten den Riesen Dmir. In dem groen Blutstrom, der aus seinen Wunden flo, ertranken alle Riesen; nur ein einziger Nachkomme des Amir entkam mit seinem Weibe. Von diesen beiden stammt das zweite Geschlecht der Riesen. Aus den Gliedern des erschlagenen Dmir wurden die Erde und ihre einzelnen Teile geschaffen aus seinen Knochen die Berge, aus seinem Schdel das Himmelsgewlbe, aus feinemblute das Meer. Das Himmelsgewlbe wurde mit feurigen Funken aus Muspelheim verziert
*) Nach Bartsch (mitgeteilt von Prof. Em. Schmitt in Baden).
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Bartsch
Extrahierte Ortsnamen: Himmelsburg_Walhal Deutschland Skandinavien Island Deutsch-land Niflheim Muspelheim Muspelheim Muspelheim Baden
§. 4, 1. Die Inder: Land, Volk und Religionswesen.
11
an Reichtum und Großartigkeit der Naturerzeugnisse, an Mannigfaltigkeit, Größe, Schönheit und Menge der Tierwelt, an Üppigkeit und Pracht des Pflanzenwuchses, an edlen Metallen und kostbaren Gesteinen mit Indien messen. Daher nährte es von jeher eine un-gemein große Bevölkerung und war das Ziel aller Handel treibenden
und erobernden Völker.
Das Volk. In diese Halbinsel wanderte im dritten Jahrtausend v. Chr. durch die Pässe des Hindukusch von Nordwesten her ein Zweig der oben (§ 3) genannten Arier ein. Diese ließen sich in dem oberen Jndusgebiet, im Fünfstromland nieder, wo sie den Namen Inder erhielten. Sie waren in viele Stämme geteilt, an deren Spitze Stammeshäupter oder Könige standen, und führten ein seßhaftes Hirten- und Landleben. Als das Land aber das mächtig angewachsene Volk nicht mehr ernähren konnte, brachen die Stämme um 1500 v. Chr. in das Gangesland ein, und eroberten es nach langen, harten Kämpfen. Die dunkelfarbigen Ureinwohner wurden unterworfen oder in die unwegsamen Gebirge zurückgedrängt. In dem eroberten Land stiegen die indischen Arier zu einer hohen Stufe geistiger Entwicklung empor. Allmählich aber trat unter dem Einfluß des heißen Klimas ein Zustand der Erschlaffung unter ihnen ein; sie gaben sich der Ruhe und Beschaulichkeit hin, und das Geistesleben erstarrte.
Religion. Der Religion der Inder liegt ursprünglich das Bewußtsein von einem einzigen, unpersönlichen Gotte, Brahma genannt, zu gründe, das aber in der Vorstellung des Volks sehr frühe zurücktrat und zuletzt gänzlich verschwand. Als Sinnbild desselben wurde dann die Sonne betrachtet, die man sich nun als Brahma oder Frühlingssonne (die schassende, lichte Kraft), als Vischnu oder Wintersonne (die befruchtende und erhaltende Kraft) und als Siwa oder Sommersonne (die durch ihre Glut zerstörende Kraft) dachte. Diese dreifache Auffassung der Sonne bildete die Trimurti oder Dreieinigkeit, wonach die drei Gottheiten in einer menschlichen Gestalt mit 3 Köpfen dargestellt wurden. In der Folge entstand sür jede der drei Gottheiten ein besonderer Kultus, und es gab ebensoviel Religionsparteien, die sich gegenseitig bekämpften.
Unter den drei obersten Göttern stehen als Untergötter zunächst die acht Welthüter, die Planeten, und als deren höchster Indra, der Himmel. Die Natur wurde als Ausfluß der Gottheiten betrachtet, und es bildete sich allmählich die pantheistische Lehre aus, daß die Gottheiten ganz in der Natur aufgegangen seien; Tier,
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
§. 5, 2. Die Religion der Ägypter.
19
selbe in der Natur offenbarte, insbesondere diejenigen Kräfte, die ihrem Lande Gedeihen brachten. Sie erhoben diese Kräfte zu göttlichen Wesen, legten ihnen menschliche Gestalt bei und verehrten sie in der mannigfachsten Weise durch Gebet, Opfer und Umzug. Da ihnen in gewissen Tieren die Gottheit ebenfalls wirksam erschien, so hielten sie auch diese heilig und stellten manche Götter mit Tierköpfen dar. Den Mittelpunkt der Verehrung bildete die Sonne, die als Spenderin des Lebens und der Fruchtbarkeit verschieden aufgefaßt, personifiziert und verehrt wurde. Die älteste und verbreitetste Personifizierung war der Sonnengott Ra. Sein Symbol war die von zwei Flügeln getragene Sonne; Sperber und Katze waren ihm geheiligte Tiere. Er wurde dargestellt mit einem Sperberkopfe, dem Scepter und Henkelkreuz (dem sogenannten Nilschlüssel, Symbol des Lebens) in der Hand, und der Sonnenscheibe über dem Haupte. Sein Haupttempel befand sich in Heliopolis (der Sonnenstadt). An diesen Tempel knüpfte die Sage auch das Erscheinen des Wundervogels Phönix, der alle 500 Jahre von Morgen komme und sich in duftendem Weihrauch verbrenne, um dann aus der Asche neu hervor zu steigen und in seine Heimat zurückzukehren, eine Sage, welche die Wiederkehr bestimmter Zeitperioden versinnbildlichen sollte. In Memphis besaß der Lichtgott Ptah ein altes Heiligtum, in Oberägypten wurde Ammon, der Himmelsgott verehrt, der in der Vorstellung des Volkes später mit Ra zu einem Gott, Ammon-Ra, verschmolzen wurde. Ammon wurde mit Widderhörnern an beiden Seiten des Kopses dargestellt. Er hatte in Theben einen glänzenden Tempeldienst und u. a. zwölf Meilen westlich von Memphis auf der Oase Siwah in der libyschen Wüste einen Tempel mit einem berühmten Orakel.
Eine besondere Form der Sonnenverehrung bildete sich in dem Osiriskultus aus, der den Osiris an Stelle des Gottes Ra setzte und zum eigentlichen Nationalgott erhob.
Osiris, die schaffende und belebende Kraft, wird von Typhon, dem Inbegriff aller zerstörenden Naturgewalten, also auch des alles Leben vernichtenden Glutwindes und seinen 72 schwarzen Gesellen getötet. Des Osiris Gemahlin Jfis (das ägyptische Land) sucht wehklagend den verlorenen Gatten und bestattet ihn, nachdem sie ihn gefunden, auf der heiligen Insel Philä bei den Wasserfällen im Süden Ägyptens. Während ihrer Abwesenheit herrscht die 72tägige Gluthitze und Dürre in Ägypten. Aber Osiris ist nicht tot, sondern lebt in dem Totenreich fort. Von dort sendet er seinen Sohn Horus, den frischen Lenz, welcher den dunkelroten Feuermann Typhon mit seinen 72 Genossen verjagt und dem Lande seine Fruchtbarkeit zurückgiebt.
2*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
14
Aus der deutschen Vorzeit.
zu Boden fielen. Da drückte Loki dem blinden Hödur seinen Mispelspeer in die Hand, damit derselbe dem Baldur gleiche Ehre erweise, und versprach, dem Speer die Richtung zu geben. Der täppische Hödur holte mächtig aus, schleuderte und tötete Baldur. Da brach Finsternis über den Göttersaal herein, und die Erde wankte über dem Brudermord. Loki floh, wurde aber auf der Flucht ergriffen und über drei scharfkantige Felsen gelegt, wo er sest-geschmiedet wurde.
Aber trotz dieser Vorkehrungen gegen die verderblichen Mächte wird der Sage nach der Weltuntergang dennoch eintreten, da Götter und Menschen unter sich selbst die Bande der Sittlichkeit brechen. Harte Winter werden einander folgen, Hungersnot und Verbrechen überhandnehmen, die Götter selbst werden einen Meineid begehen und deshalb die goldnen Runentafeln mit den Weltgesetzen verlieren. Dann wankt die Esche Yggdrasil, welche den ganzen Weltbau, die Götterwohnung Asenheim, die Menschenwohnung Manheim und die Riesenwohnung Jötunheim, trägt; die Nornen, begießen zwar ihren Stamm, aber der unter ihr hausende Drache hat die Wurzeln zernagt: der böse Loki und seine Kinder, der Fenriwolf und die Midgardschlange, brechen ihre Fesseln, Ungeheuer kommen aus der Riesenwelt aus dem Schiffe Nagelfar, welches aus den Nägeln der Toten gemacht ist; über die Regenbogenbrücke reiten die Götter mit den Einheriern, den Helden Walhallas, auf die Erde herab, der Wächter Heimdal stößt ins Horn und eine furchtbare Vertilgungsschlacht beginnt: Helden, Götter, Riesen und Ungeheuer fallen. Der schreckliche Feuerriese Surtur schleudert den Feuerbrand über Himmel und Erde, die Flammen verzehren sie, Wasser überschwemmt sie, und dann taucht eine bessere, grüne Erde empor. Die Weltgesetze werden wieder gefunden, schuldlose Menschen nehmen die Erde ein, und die Götter kehren zurück, nachdem ihr Meineid gesühnt ist. Nur der Fenriwolf, welcher sich zur Zeit des Weltuntergangs von der Kette losriß und Odin verschlang, und die Midgardschlange, welche sich um die ganze Erde geschlungen hatte, erscheinen nebst Loki und andern Unholden nicht wieder. Diesen Weltuntergang nannte man Muspilli (Weltbrand) oder Ragnarokr d. i. Götterdämmerung.
Götterverehrung. Die Germanen hielten es mit der Größe der Götter unverträglich, sie in Tempel einzuschließen oder sie der Menschengestalt ähnlich zu bilden. Sie verehrten ihre Götter daher in heiligen Hainen, unter uralten Bäumen, auf Bergen, an Seen oder Quellen. Die Verehrung bestand in Gebet, Opfer und feier-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
16
Aus der deutschen Vorzeit.
Beim Eintritt der Wintersonnenwende, wo Fro sich anschickt, die belebende Sonne der Erde wieder zu nähern, wurde ihm zu Ehren das Julsest an zwölf geweihten Nächten gefeiert. Für dieses Fest war in jedem Hause ein weißer Eber als Opfertier gezogen worden, dem man die Borsten vergoldete. Am Nachmittage des Hauptfestes löschte man das Feuer in den Wohnungen aus, zog hinaus auf eine Wiese, wo ein Eichenpfahl eingeschlagen wurde, in welchen man ein neues Rad mit seiner Achse einließ, das neun Speichen hatte- Das Rad war mit Stroh umwunden und wurde von neun Jünglingen und Jungfrauen mit Stricken von Osten nach Westen, dem Laus der Sonne entsprechend, gedreht, bis sich die Achse entzündete und das Stroh entflammte. Dann steckten die Versammelten unter lautem Jubel ihre Fackeln in Brand und trugen die geheiligten Flammen in die Häuser, wo der Julblock auf dem Herde für ein neues Jahr wieder entzündet wurde. Wie Menschenmacht ans dem toten Holze die Flammen hervorzubrechen zwang, so ruft sie, nach ihrem Glauben, auch Fro aus dem Tagesgestirn wieder hervor, damit die Sonne von neuem neun Monate siegreich strahle. Über dem brennendenjulblockwurde der'geweihte Eber gebraten, mit den vergoldeten Borsten wurden die Hausgenossen beschenkt. Die rechte Hand aus das Haupt des Ebers gelegt, schwuren die Hausgenossen einander Liebe, Treue und Gehorsam, worauf das bereitete Opfertier verzehrt wurde und der Metbecher zu Ehren des Gottes kreiste. Frigg aber (Frau Holde), Odins Gemahlin, besichtigte während des Festes der zwölf Nächte im Umzuge das Hauswesen, wo sie die fleißigen Frauen und Jungfrauen segnete, während sie den lässigen allerlei Ungemach zuschickte.
Die heidnischen Feste sind in christliche umgewandelt oder verdrängt worden, aber manche der mit denselben verbundenen Gebräuche haben sich im Volke bis zur Gegenwart erhalten.
§. 3. Die ecjlea äampfe zmslüm Germanen ntuf Kölnern.
Cimbern und Teutonen. Die ersten germanischen Völkerschaften, welche mit den Römern feindlich zusammenstießen, waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern waren vom Norden Deutschlands nach dem Süden ausgewandert, um sich in Italien neue Wohnsitze zu suchen. Sie waren bis zu den Ostalpen vorgedrungen, als sie in dem heutigen Kärnten auf die Römer trafen, welche von Süden her die daselbst wohnenden Kelten unterworfen hatten. Als sie von den Römern Wegweiser nach Italien verlangten, führten diese dieselben irre, um sie zu vernichten. Die Cimbern aber rächten die Treulosigkeit, indem sie die Römer unter ihrem Konsul Papirius Carbo bei Noreja in der Nähe von Klagensurt 113 v. Chr. vollständig besiegten. Doch anstatt jetzt geradeswegs nach Süden zu ziehen, wandten sie sich der Nordseite der Alpen entlang nach Westen und fielen in Gallien ein, wo sie nacheinander vier römische Heere schlugen. Von Gallien zogen sie nach Spanien, wurden dort aber zurückgewiesen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Holde Odins_Gemahlin Papirius_Carbo Chr